Der Anfang

 

Aikido in Österreich begann im Wesentlichen 1976, als der japanische Student YOSHIDA Junichi in Graz damit anfing, im Rahmen des Universitätssportes Aikido zu unterrichten. Aus seinen Erinnerungen:

wrf_2047669c2„1972 kam ich nach Österreich; zuerst nach Wien, um hier mein Studium zu beginnen. Aikido habe ich in Japan im Mai 1969 begonnen. Bei einem Dojo in Osaka, das unter der Aufsicht von Großmeister Bansei TANAKA gestanden hat. Es war das Monat, in dem O-Sensei UESHIBA Morihei starb. Ich kam als Sho-Dan (1.Dan) nach Wien.“

Yoshida Junichi beschreibt, dass er in den folgenden Jahren, einfach nur, weil er weiter trainieren wollte, im Dojo eines anderen Japaners trainiert hat, der schon länger in Wien war. Es war das Dojo von IWAMOTO Sensei. Er war mit dem Training dort nicht sehr glücklich, weil Iwamoto Sensei Techniken des Aikido mit anderen Kampfkünsten mischte (Judo, Jujutsu) und in erster Linie nur die technische Effizienz der Technik in den Vordergrund stellte.

Die Erlebnisse in beiden Dojos veranlassten ihn, mittlerweile Ni-Dan (2.Dan), mit dem Universitätsportinstitut über ein Aikidotraining zu verhandeln, dass er dann im Wintersemester 1976/77 in Wien auf der Schmelz auch begann (damals UTA, heute USI-Kurs).

“Mit dem Beginn meiner Trainer-Tätigkeit in Wien habe ich im Jahr 1977 einerseits das Hombu-Dojo und andererseits Tamura Nobuyoshi Sensei (als Delegierter für Europa) kontaktiert – und sofort von diesen beiden volle Unterstützung für das österreichische Aikido erhalten.

Trotz meiner niedrigen Graduierung anerkannte das Hombu Dojo mich als Hombudojo-Verantwortlichen für Österreich (Shidoin) neben Herrn Iwamoto und ich wurde auch zu den japanischen Trainertreffen in Europa eingeladen. Bei diesen Treffen habe ich alle in Europa lebenden japanische Shihans und Trainer gut kennengelernt und konnte Beziehungen für das Aikido in Österreich aufbauen.

Ich habe zu diesem Zeitpunkt Tamura Sensei gebeten, trotz der Entfernung von Frankreich die geistige Mitte (Shihan) des österreichschen Aikidos einzunehmen. Weil sowohl Herr Iwamoto als auch ich nur einfache Shidoins von Hombu-Dojo waren und in Österreich wirklich “richtiges Aikido” als Standard vorgezeigt werden müsse. Diese einvernehmliche Shihan-Vertretung von Tamura Sensei in Österreich dauerte über 30 Jahre. (Anm.d.V.: Tamura Sensei ist am 9.7.2010 verstorben).

1977 und 1978 waren für die organisatorische Entwicklung des österreichischen Aikido von großer Bedeutung. Damals waren Tamura-Sensei und seine Vertrauten, Pierre Chassang (IAF General Secretary), Guy Bonnfone (IAF President), Herr Gonze (EAF President) etc. für IAF und die Hombu-Auslandspolitik ein sehr einflussreicher und sehr wichtiger Kreis. Diese Leute habe ich 1977 alle kennengelernt. Auch während des in Honolulu stattgefundenen IAF-Kongresses habe ich noch weitere Vertreter der Länder kennengelernt und damit das österreichische Aikido endlich auf internationaler Ebene präsentieren können.

Im Jahre 1977 hat der EAF-Vorstand mir die Vollmacht gegeben, um den ÖAV (Österreichischer Aikidoverband) zu gründen. Meister CHIBA (damals Auslandsbeauftragter) und das Hombu-Dojo waren einverstanden, dass in den Statuten vom ÖAV als höchste Ehrenpersönlichkeit des Verbandes “Doshu” den Platz einnimmt. Solche Satzungsformulierung war damals einzigartig. Nur Österreich hat wortwörtlich das Aikikai und Doshu als Aikido-Zentrum der Welt anerkannt.“

1978 wurde der Österreichische Aikidoverband offziell gegründet. Als erster Präsident wurde Hr. Dkfm. Günther Müller gewählt, der Vorsitzende der Fachkommission war Shihan TAMURA Nobuyoshi und dessen Stellvertreter Herr IWAMOTO. YOSHIDA Junichi war der erste Generalsekretär des Verbandes. Einige Monate nach der Gründung legte Hr. IWAMOTO seine Verbands- und Vorstandsfunktionen ohne Begründung zurück.

Nach Wien ging es im Sommersemester 1979 parallel dazu weiter mit einem USI-Kurs in Graz. In weiterer Folge wurde auf Anregung von YOSHIDA Junichi Dojos in Wien (Fritz Kemler, Maria Widl) und Graz (Günther Steger, Karin Strobl(Freiberger)) gegründet.

Anfang der 80er Jahre folgten Linz (Thomas Hamberger, Hans Raher) und dann Salzburg (Martin Amerbauer, Bruno Wintersteller).